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Eindrücke und Fakten einer Reise nach Kiev in die Hauptstadt der Ukraine im April 05
Eine dreiköpfige Delegation aus Rosenheim und Schweinfurt unternahmen Mitte April 05 eine Informationsreise nach Kiew in die Hauptstadt der Ukraine. Die Helfer des humanitären Vereines „WERKE statt WORTE e.V“ Waltraud Brüggemann (Leiterin und Motor der Aktion im Verein „Mutter und Kind in Not“) aus Rosenheim, sowie Rudolph Karg (1.Vors.), Gangolf Schleyer (Schriftführer) beide aus Schweinfurt in Ufr. landeten am 11.04.05 auf dem Flughafen in Kiew. Der Verein „WERKE statt WORTE e.V.“ leistet seit über 10 Jahren humanitäre Hilfe in Bosnien, Kosovo und Osteuropa und wollte mit dieser Informationsreise die Organisation „Triumph des Herzens“ in Kiew besser kennen lernen, die Verteilerstrukturen in Augenschein nehmen und die humanitären Probleme direkt anschauen und erfahren. Der Verein „Triumph des Herzens“ wurde vor 11 Jahren von dem schweizer Pater Rolf Phillip Schönenberger gegründet. Pater Rolf gehört der kath. Gemeinschaft "PRO DEO ET FRATRIBUS" an. Die Gemeinschaft ist mit seinen Priestern, Brüdern und Ordensschwestern in ganz Osteuropa tätig und kümmert sich um • Mütter und Kinder
in Not Die Visaaffäre in Kiew hat die Ukraine wieder in die Schlagzeilen gebracht. Um zu erahnen, was in dem Land geschieht muss man wissen, dass der Kommunismus 1990 gefallen ist. Die Früchte dieser gottlosen Weltanschauung sind heute zu sehen. Die alten Seilschaften sitzen wieder fest im Sattel. Es gibt viele neureiche Milliardäre, die Korruption blüht an allen Enden und Ecken, die Kriminalität und Arbeitslosigkeit ist sehr hoch, Alkoholismus ist eine weit verbreitetet Geisel in der Gesellschaft. Die Menschen wurden während des Kommunismus nicht zur Selbstständigkeit erzogen. Ähnlich wie in der ehemaligen DDR brachen nach der Wende viele Arbeitsplätze weg. Die Hoffnungslosigkeit ist groß. Die Menschen versuchen in den Westen abzuwandern. Der Wahnsinn ist nicht zu beschreiben. Auf der einen Seite die Milliardäre mit ihren aufgemotzten Luxuslimousinen, die das ganze Stadtbild von Kiew dominieren, und auf der anderen Seite die Not der Straßenkinder, der vielen Arbeitslosen, der verarmten Alten und Invaliden und der Großfamilien, die z.B. in zwei kleinen Zimmern mit 5 Kindern, Vater und Mutter sowie Opa und Oma zurecht kommen müssen. Die Kinder schlafen zum Teil wegen der großen Armut und Platzmangel auf dem Fußboden ohne Matzen. Die Krankenhäuser und Geburtsklinken sind in ihrer Ausstattung auf dem Stand von 1920. Es fehlt an Krankenhausbetten, medizinischem Gerät, Bindfäden für die Operationen, Verbandsmaterial und Medikamente. Alles Hilfsmaterial wie Betten, Möbel und Bindfäden was in den letzten 3 Jahren in das besichtigte Krankenhaus gekommen ist, kommt aus unserer Arbeit. Die Bausubstanz ist eine Katastrophe. Eine Krankenschwester verdient 30,-€ im Monat, ein Arzt ca. 50,- €. Auf dem Land gibt es wenig Ärzte, da dort ein Arzt kaum überleben kann. Deswegen ist die medizinische Versorgung auf dem Land ein Drama. Wenn eine schwangere Frau zur Entbindung in ein Krankenhaus geht, muss sie für ca. 30,- € Sachen wie Binden, Tücher, Bettwäsche und andere Artikel mitbringen um überhaupt aufgenommen zu werden. Jede Leistung die ein Arzt oder Hebamme erbringt muss zusätzlich von der Schwangeren bezahlt werden. Bei Komplikationen bei Kind und Mutter während der Geburt sieht es ganz düster aus. Ein Kaiserschnitt kostet 60 €. Der Chefarzt Viktor Iwanowitsch Hostobosk aus dem Krankenhaus Nr. 12 , der lange Jahre als Arzt im Afghanistankrieg gedient hatte, ist nicht wehleidig, doch wie er uns die Situation in seinem Krankenhaus und in seinem Land geschildert hat, kamen uns die Tränen. Der Staat ist der Träger der Krankenhäuser. Der Staat gibt pro Patienten pro Tag für Verpflegung und Medizin 1,50 € aus. Wie soll das funktionieren? Die Krankenhausbetten und Operationsbestecke sind verrostet, die Arbeitskittel des Personals verschlissen. Kleinmöbel für Schwestern - u. Ärztezimmer fehlen sowie gut erhaltene Krankenhausbetten und Nachtkästchen, Rollstühle und Nachtstühle sowie Operationsbestecke, Desinfektionsapparate und alles was zu einem Operationsraum gehört. Bei unserem Besuch in einer Geburtsklinik konnte Frau Waltraud Brüggemann aus Rosenheim einige „Mutter-Kind-Pakete“ an einige bedürftige Mütter, deren Babys gerade geboren wurden, übergeben. Frau Waltraud Brüggemann hat mit fleißigen Helferinnen vom Basarkreis Hl. Blut aus Rosenheim im Laufe des 1. Quartals 2005 weitere 200 „ Mutter und Kind Pakete“ (MuKiPa) gepackt. ( Der Basarkreis Hl. Blut trägt durch massive finanzielle Unterstützung zum Gelingen der Aktion bei.) Eine Woche vor unserer Reise nach Kiew, wurden die MuKiPa und andere humanitären Güter in Happing bei Rosenheim auf einen Sattelschlepper verladen. So war es möglich vor Ort den Müttern eine große Freude zu machen und ihnen durch die Übergabe eines Paketes existenziell zu helfen. Dadurch, dass viele Schwangere ein Erstlingspaket und soweit vorhanden einen Kinderwagen geschenkt bekommen, entscheiden sich viele Schwangere immer mehr gegen eine Abtreibung.
Die Schulen befinden sich ebenso in einem desolaten Zustand. Viele Klassenräume in der Schule, die wir besichtigten konnten, sind mit Schulmöbel aus Bayern durch unsere Aktivitäten ausgestattet. Diese Schule mit 3.500 Schülern und die dazu gehörige Wohnsiedlung wurde innerhalb eines Jahres für Tschernobylflüchtlinge aus dem Boden gestampft. Wenn wir in den vergangenen Jahren nicht geliefert hatten, sähe es für diese Schule sehr schlecht aus. In dem Schulgebäude befindet sich auch eine Kleiderkammer, die von uns beliefert werden konnte. Hilfsbedürftige werden wöchentlich mit Kleidern versorgt. Weiterhin werden Schulmöbel, Schultafel und Kleidung benötigt.
Die Alten und Invaliden müssen mit einer Rente von weniger als 20,-€ pro Monat zu recht kommen. In einer selbst verwalteten Kleiderkammer bekommen die Bedürftigen Kleidung aus unseren Lieferungen. Die Einzelstücke werden von tüchtigen, gewissenhaft arbeitenden Frauen protokolliert und gegen Unterschrift ausgegeben. Nach einem langen, harten Arbeitsleben müssen nun viele Alte und Invaliden ihr schreckliches Schicksal annehmen und durchleiden. Was soll man sagen, wenn am Ende eines Lebens nur Not und Trauer vorherrschen. Man hat sich ein Leben lang bemüht und abgerackert, doch die Zeit und die Politik haben den Alten ihren verdienten Lebensabend gehörig vermiest. Ich bin dankbar für die Aussage eines Rentners in Deutschland als er sagte, dass er dankbar sei in Deutschland geboren worden zu sein. Ein deutscher Rentner sagte einmal zu mir, solange er jedes Jahr im Winter nach Mallorca fliegen könne, solange werde er auch etwas finanziell für die Menschen tun, die den Kommunismus erleiden mussten. Wie froh sei er gewesen, als er in Schweinfurt nach dem 2. Weltkrieg die ersten Kehrpakete bekommen hatte. • Wie schön wäre es, wenn deutsche Rentner, denen es ganz gut geht, sich um Rentner in Osteuropa kümmern würden, die keine Hoffnung mehr haben und täglich um das nackte Überleben kämpfen müssen. • Wie schön wäre es, wenn ein Opa oder eine Oma aus dem westlichen Europa helfen würden, dass eine Mama in Osteuropa wieder Hoffnung und Lebensfreude bekommt, weil sie ihr Baby stillen und versorgen kann, weil Du hilfst, nicht nur redest sondern handelst.
Bei den Straßenkindern gibt es verschiedene Schicksale. Viele Mütter und Familien kümmern sich nicht um ihre Kinder. Der Alkoholismus, die Arbeitslosigkeit und die Unfähigkeit für die Familie zu sorgen, treibt viele Kinder auf die Strasse. Viele Kinder und Jugendliche ersticken ihr Sorgen und Nöte mittels leimgefüllter Plastiktüten wo sie die Ausdünstungen der Klebemittel einschnüffeln und sich dadurch betäuben. Die daraus entstehenden Krankheiten sind fast nicht zu beheben. Wer soll das auch bezahlen, wer kümmert sich? Bruder Bruno, ein französischer Pater von der Gemeinschaft PRO DEO ET FRADRIBUS“ sammelt ca. 50 Straßenkinder um sich. Er ist gleichzeitig Mama und Papa für die Kinder. Der Verein „Triumph des Herzens“ sorgt täglich für ein warmes Mittagessen. Das Mittagessen erhalten sie aber nur wenn sie in die Schule gehen. Es besteht zwar Schulpflicht, doch Eltern und Staat kümmern sich nicht. Die Kinder werden ordentlich eingekleidet und in eigens dafür hergerichteten Räumen von Betreuern in der Freizeit begleitet und gefördert. Die Kinder werden ebenso von 3 jungen sympathischen Ordenschwestern von der Gemeinschaft „PRO DEO ET FRADRIBUS“ umsorgt. Fast jeden Abend findet eine Hl. Messe statt wo sich viele Kinder einfinden. Anschließend erhalten sie eine kleine Brotzeit, weil sie zu hause nichts bekommen würden. Das Vorbild und die Zuneigung der Schwestern und Patres sind ein wichtiger pädagogischer Faktor bei der Arbeit mit den Straßenkindern. Der Staat kümmert sich nicht um die Kinder.
Ein Kinderzentrum, ( Betmirijam ) dass gerade im Rohbau fertig gestellt wurde, soll künftig viele Straßenkinder aufnehmen und dann von den Schwestern und Patres betreut werden. Für dieses Kinder-zentrum wird außer finanziellen Mittel dringend gesucht: • Einheitliche Betten, einheitliche Kleiderschränke, eine Großküche, Altar, Tabernakel und Kirchenbänke für die Kapelle. Ordentliche Geräte zur Freizeitgestaltung wie Kicker, Skatboards, Rollschuhe, Fahrräder, Computer, Schlafsäcke und Zelte usw. Pater Rolf Schönenberger hat uns mit seinem Team vom „Triumph des Herzens“ mehrere Tage durch Kiew geführt und auf die extremen Missstände hingewiesen. Vor 5 Jahren gab es noch ca. 3000 Hilfsorganisationen in der Ukraine. Mittlerweile ist seine Organisation die erste und einzige Hilfs-organisation in Kiew, die vom Staat anerkannt ist und die in Kiew aktiv sein darf. Eines der größten Probleme ist für uns Helfer und Organisatoren, dass die Korruption und Bürokratie im Zollbereich sehr sehr groß ist. Nachdem unsere Hilfsladungen ankommen wird im Beisein von Zöllnern der LKW entplompt, die Ware eingelagert, bis ca. 18 Behörden die Ware abgenommen und ihren Stempel auf die Ladepapiere gemacht haben.
Diese Problematik konnten wir bei einem Treffen bei der Frau des Staatspräsidenten Juschtschenko vortragen und diskutieren. von links :
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